22.09. – 26.09. Bhutan
Kurze Information: Bhutan sieht aus wie die Schweiz
Bhutan lebt neben der Wasserkraft vom Tourismus. Dafür brauchen sie nicht viele Touristen. Pro Tag pro Person kostet das Visa 250 US$, dafür gibt es die Rundum-Versorgung inklusive Guide. Das ist so fest gelegt, es gibt keine Alternative. Dafür wird dem Tourist ein bescheidener Luxus geboten.
Das Land der Happiness wirbt erfolgreich um Touristen mit einem interessantem Staatssystem: eine konstitutionelle Monarchie, die den „Happiness-Faktor“ in der Verfassung festgelegt hat. Damit wird von königlicher Seite gesorgt, dass:
– buddhistische Traditionen erhalten werden
– die Arbeitsplätze „gut“ sind (den Rest machen indische Tagelöhner)
– mit der Natur nachhaltig umgegangen wird
– allen eine kostenlose Bildung angeboten wird
– sich guter Tourismus entwickelt
Auch sonst sorgt der König / die Regierung für alles, was Gut und Gesund ist: kaum Alkohol, rauchen (Zigaretten) verboten, traditionelle Kleidung tragen, kein zu naher Kontakt mit Touristen: wenn nicht beide Elternteile Buthanesen sind, wird das Kind nicht eingebürgert, d.h. die Happiness-Schulbesuche und sonstiges (Krankenkasse) fällt aus. Dann bleibt nur noch auswandern.
Man sieht im Land des glücklichen Drachens Lächeln, aber kein Lachen – außer wir. Den Geschichten des Guides über Geister und Dämonen begegneten wir respektvoll, doch Abends – sehr lustig – zum Beispiel die Geschichte des Devine Mad Man (DMM), der mit Witz und Raffinesse einen bösen Dämonen eingefangen hat. Diesen verwandelte er in einen Hund. Den Hund hat er totgeschlagen, begraben und darauf einen Tempel daraufgebaut. Die bösen Geister waren besiegt.
Dann konnte der DMM Wein, Weib und Gesang frönen (wohl der einzige in Bhutan). Daher entstand das national Symbol. Da Bhutan ein stolzes Land ist, schmückt diese Nationalsymbol jede Hauswand, jeden Messergriff und die Auslagen der Souveniergeschäfte. Das Nationalsymbol ist ein Phallus. Die Phalli gibt es in jeder Größe, Farbe und Detailtreue. Obwohl wir uns gerne offen und unverkrampft gezeigt hätten, haben wir keine gekauft. Also, Freunde und Freundinnen, keine Sorge, niemand kriegt einen überlebensgroßen Phallus geschenkt.
Auch sehr komisch ist die Geschichte des bhutanesischen Nationaltier, das Takin. Wir standen vor dem Gehege des einzigen Zoos, weil das Nationaltier, das Takin, gehätschelt wird, denn es möchte sich nicht mehr vermehren. Die Geschichte dazu ist: irgendeiner der Heiligen Männer schuf das Nationaltier, indem er den Körper einer Kuh und den Kopf einer Ziege zusammen setzte. Das hatte auch einen spirituellen Hintergrund. Auf alle Fälle tritt dann das Nationaltier aus dem Gebüsch. Es schaut aus wie der hässliche Cousin von Alf – und furzte laut anhaltend. Wir sind am Boden gelegen vor Lachen.
Was die Landschaften von Bhutan prägt, sind die mächtigen Dzongs. Jede der 20 Bezirke Bhutans wird von einem Dzong als administrativen und zugleich religiösen Kulturstätte verwaltet. Einige sind schon viele Jahrhunderte alt. Wir hatten Glück und konnten einigen Tempeltänzen und Mönchsgesängen beiwohnen.
Und wir haben ja unseren Besuch mit dem großen Festival in Timphu abgestimmt. Hier werden 3 Tage lang vor dem großen Dzong in Timphu verschiedenste Volkstänze aufgeführt. Die Tänze haben etwas langsames, meditatives an sich. Für unser europäisches Auge wirken sie schwerfällig, was durch die Farbenpracht der Kostüme ausgeglichen wird. Unglaublich fremdartig und faszinierend berührten uns die Gesänge der Mönche. Für uns ungewöhnlichen tiefen Tonlagen finden die 40 Mönchen einen gemeinsamen Klang, der in einem seltsamen Rhythmus vibriert.
Am letzten Tag besuchten wir das Tigernest, wo der 2. Buddha auf dem Rücken seiner Gefährtin, die in der Manifestation einer Tigerin ihn dort hin geflogen hat. Wir sind über viele, viele Stufen stundenlang dort hinauf gestiegen. Die Mittagspause verbrachten wir mit einem unterhaltsamen und sportlichen Inder, der uns auf dem Hin- und Rückweg überholt hat. Wir brachen alle Rekorde, aber wir verraten nicht welche.
27.09 – 05.10 Nepal – Kathmandu
Kathmandu ist eine bunte, lebendige, riesige Stadt. Das Toursitenviertel, Thamel, in dem wir unser Guesthouse gefunden haben, bedient einerseits Extremtrecker, die in der Anspannung des großen Aufstiegs sind. Andererseits finden sich dort Hippies, die im Still der 70er und 80er das Kiffen zum Lebensinhalt stilisieren.
Verlässt man das Touristenviertel und wagt sich in die Altstadt nimmt man ein Bad in der Menge bunt gekleideter, freundlicher Menschen. Wir laufen durch die Strassen, staubig mit dunklen Eingängen zu den Geschäften, gleichsam Höhlen. In einem Laden gibt es Sticker von Ganesha und Konsorten im 3D Format, im nächsten Laden Trompeten, daneben Stempel und Radioersatzteile.
Wir geraten in eine Prozession, die in einem Festival endet. Ein 5 jähriges Mädchen wird gefeiert. In einer riesigen, geschmückten Sänfte wird sie durch das Viertel getragen.
Sie ist die lebende Göttin.
Die lebende Göttin wird aus einer Schar vieler kleiner Anwärterinnen auserkoren. In einem dunklen Raum erscheinen Gespenster, laute Geräusche, usw. Das Mädchen, das nicht weint, nicht schreit und sich nicht verletzt, ist die neue lebende Göttin. Diese Position hat sie inne bis sie zum ersten Mal menstruiert. Die jetzige lebende Göttin wurde vor 5 Jahren im Alter von 2 Jahren auserwählt. Die ehemaligen Göttinnen können später nicht heiraten. Wenn ja, dann stirbt der Mann. Natürlich gibt es viele Geschichten, die das beweisen. Beide Elternteile der Göttin müssen von der Kaste der Goldschmiede sein. Ein Nepalese, begeistert von der lebenden Göttin, erklärt uns er würde seine Tochter nicht dafür hergeben.
Danach zeichnete uns ein wirklich heruntergekommener Nepali. Ein riesiger Kreis von Leuten bildete sich um uns, die zwei Weißnasen, die sich von einem bettler zeichnen lassen. Karmatechnisch haben wir damit vermutlich gepunktet. Also, ungefähr 30 Leute beobachteten, wie der dürre Mann uns zeichnete wie er uns sah:
Zwei etwas dicke Westler mit vielen Haaren. Und schwör, so sehen wir nicht aus!!
Er bekam richtig viel geld, ganze 4 Euro. Er wollte möglichst schnell mit dem Geld abhauen, doch die Zuschauer nötigten ihn zu einem unterwürfigen „Namaste!!“
Nach einem einem wunderbaren Dinner auf einer Dachterrasse mit Blick über Kathmandu erwarteten Markus mal wieder Aufgaben: kleine Reparaturen im Guesthouse, Sicherungen, Wasserhähne, abgebrochene Klopapierhalter usw.
Um all den abgebrochenen Klopapierhaltern zu Entkommen buchten wir als Wassertiere eine 2 tägige Raftingtour. Wir stellten uns die Raftingtour vor wie Isarfahrten, mit Bierkasten im Boot und einer langsam vorbeiziehenden Landschaft. Als uns eine Schwimmweste und ein Helm überreicht wurden, hielten wir das für übertrieben. Als sie uns ein Paddel gaben, wussten wir, dass wir mitmachen sollen. Naja, wir waren die ersten in der Saison nach der Monsoon Zeit, die diesen ziemlich reissenden Fluss beraften haben. Es war wohl noch etwas zu früh, zu viel Wasser, zu reissende Strömung, zu viele Strudel. Doch konnten wir nicht zurück, weil der Raftingbus nicht ans Wasser konnte. Also wir hatten (Todes)angst. Einmal mussten wir alle von einem Felsen in der Mitte des Flusses gerettet werden. Die Guides hatten sich das auch anders vorgestellt. Markus wurde aus dem Fluss gerettet. Die ruhigen Stellen machten Spaß, Raften kann schön sein. Als wir erfuhren, dass jährlich Leute dort ertrinken, beschlossen wir an einen ruhigen See zu fahren, wo es Trettboote gibt – Pokhara.
06.10 – 14.10 Pokhara
Nach den vielfältigen, bunten und chaotischen Eindrücken in Kathmandu suchten wir die freundliche Stadt Pokhara am See auf. Das einzige Vorhaben ist, die Sinne zu beruhigen, das gelassene Kleinstadtleben kennenzulernen und Kurtas (nepali-indisches Nationalgewand) schneidern zu lassen. Auch gemächliche Tretbootfahrten glichen die extreme Rafting-Tour aus.
Durch die Langsamkeit und Gelasssneheit hier konnten wir uns anderen Themen widmen z.B. Warum laufen die Wasserbüffel durch die Straßen? Gehören die jemanden? Sind sie heilig? Wo schlafen die Wasserbüffel? Ein Gespräch mit dem Tattoo-Studio-Besitzer konnte einiges klären: Der Besitzer der Wasserbüffel ist ein fauler Mensch. Die meisten Wasserbüffelbesitzer sind etwas faul. Sie öffnen morgens die Stalltüre und lassen die Büffel den ganzen Tag streunen. Sie sind nicht heilig,nein, sie sind wie streunende Hunde, die in Horden durch die Stadt rocken und die Leute nerve – z.B. dem Bananenstandbesitzer haben sie schon öfters alles weggefressen. Das tut uns nicht leid, denn er hat uns auch um wenig Geld abgezockt. Karmatechnisch hat er’s verbockt. Auf alle Fälle passt das Bild der steunenden Hunde sehr gut zu den Wasserbüffel. Sie sind ja oft auch dick schlammverkrustet.
Wir erfuhren, dass es in Nepal seit den 80er Jahren einen Volunteer Tourismus gibt. Sozialpädagoginnen aus westlichen Ländern helfen Kindern, Jugendlichen und Frauen. Beliebt wohl die Schnittmenge aus Allem: Mädchen. Kritisiert wird, dass es mehr ein Selbstzweck (self-centered) für die Sozialpädagoginnen ist als langfristige Unterstützung für die Nepalis. Die meisten Projekte lassen Volunteers mit Kindern spielen, bringen ihnen Lieder bei, ermutigen Frauen zu weben. Doch folgen sie jedoch keinem langfristigem Ziel, da sie nur für einige Wochen oder Monate hier sind und natürlich keine nachhaltige Verantwortung tragen. Sie erhalten keine Bezahlung oder bezahlen mittlerweile schon einiges Geld, um diese helping- experience machen zu dürfen. Sie zeichnen sich durch größten Enthusiasmus, sehr großzügig geschnittene Kleidung und auffälliges Sendungsbewusstsein in ihrem Auftreten aus. Unter den Nepalis und den Ex- Pats werden sie argwöhnisch betrachtet, da weder ihre Motivation (keine Bezahlung) noch der Sinn ihres Tuns verstanden wird. Die Agenturen scheinen mit diesem Tourismus gut Geld zu verdienen. Da müssen die nepalesischen Kinder und Frauen schon mal dafü in den Ring steigen. Es gibt sehr viele Strassenkinderprojekte. Zum Teil kommen die Kinder während der Touristensaison in den Volunteer Projekten um etwas Geld zu verdienen und gehen in der Monsoonzeit wieder zu ihren Eltern.
Am 10.10. feierten wir Ulli’s Geburtstag in einem schönen, sehr guten Restaurant namens Caroline! Dort gab es Weißwein, eine Ausnahme auf der „Reise“ bisher.
Schön langsam fangen wir an mit den Vorbereitungen für Indien, Delhi.